Geschichte der Stadt Usingen
Im Zuge der Gebietsreform haben sich die Orte Usingen, Eschbach, Kransberg, Merzhausen, Michelbach, Wernborn und Wilhelmsdorf im Jahre 1972 zur Stadt Usingen zusammengeschlossen. Wenn daher die heutige Stadt Usingen noch keine eigene Geschichte aufzuweisen hat, so können doch die zu ihr gehörenden Stadtteile auf eine tradtionsreicheVergangenheit zurückblicken:
Usingen
Das in fränkischer Zeit (6. Jahrhundert) wahrscheinlich als befestigter Rastort an einer alten Straßenkreuzung entstandene Gemeinwesen wird im 8. Jahrhundert erstmals in Aufzeichnungen des Klosters Fulda erwähnt. 1207 geht es als Vorort des Usinger Landes in den Besitz der Grafen von Diez über, die dieses Reichsgut im Hintertaunus im Tausch gegen Mainz-Kastell erwerben. Im 14.Jahrhundert dürfte der Ort Stadtrechte erhalten haben. Eine nassauische Burg - 1326 hatten die Grafen von Nassau das Usinger Land pfandweise und 1405 endgültig erworben - an der Stelle der heutigen Christian-Wirth-Schule und eine Mauer mit fünf Toren schützten das Weberstädtchen im Mittelalter. Ab 1659 residierten in der zum Schlosse mit schönem Garten ausgebauten Burg die Grafen und seit 1688 die Fürsten von Nassau-Usingen bis 1744. Drei Brände im 17. Jahrhundert zerstörten das alte Stadtbild völlig. Ab 1700 wurde die Neustadt planmäßig angelegt und durch reformierte Flüchtlinge besiedelt. Usingen war bis 1886 Amtssitz und danach bis 1972 Kreisstadt. Die geringe Industrieentwicklung der Neuzeit konnte auch durch den Eisenbahnanschluß des Jahres 1895 nicht verstärkt werden. Usingen ist seit der Reformationszeit eine Schulstadt: Lateinschule bis 1817, Lehrerseminar 1851 bis 1926, Christian-Wirth-Schule (Gymnasium) seit 1926 - heute zusammen mit vielen anderen Schulformen. Auch nach dem Verlust der Kreisstadtfunktion ist Usingen mehr denn je der Mittelpunkt des Usinger Landes.
Eschbach
Das ehemals fast auschließlich von der Landwirtschaft lebende Dorf am Nordrande des Usinger Beckens erscheint 1280 in der Grafschaft Cleeberg. Es gehörte bis zur Refomationszeit kirchlich und gerichtlich nach Grävenwiesbach; seither hat es eine eigene evangelische Pfarrei. Nach mancherlei Wechsel in der Landesherrschaft wurde die große Gemeinde 1596 nassauisch. Oberhalb des Stadtteiles ragt der Buchsteinfelsen (Eschbacher Klippen) als weithin sichtbares Ausflugsziel.
Kransberg
Dieser Stadtteil war schon vor 1221 Burgsitz der Familie von 'Cranixperc', die in der Wetterau eine recht bedeutende Rolle spielte. 1310 begann jedoch ein dauernder Herrschaftswechsel. Die letzten Besitzer dieses Hauptortes des Amtes Kransberg waren die Grafen von Waldbott-Bassenheim (seit 1654), als 1806 dieser vorwiegend katholisch gebliebene Teil des Usinger Landes an Nassau fiel. 1814 brannte Kransberg völlig ab. Manche Einwohner bauten sich an der Stelle des verlassenen Dorfes Oberholzburg ihre neuen Häuser und nannten ihre Siedlung Friedrichsthal, die heute ein Ortsteil der Großgemeinde Wehrheim ist.
Merzhausen
Der westlichste Stadtteil des heutigen Usingen auf dem Höhenrücken zwischen Usinger Becken und Weiltal erscheint 1293 in der Geschichte. Er war Gerichts- und Kirchspielort des Stockheimer Gerichts, einer kleinen Herrschaft der Familie von Stockheim, die seit 1195 bekannt ist. Sie hatte ihre Wasserburg zwischen Usingen und Merzhausen an der Stelle des heutigen Stockheimer Hofes. Im Jahre 1669 erwarb Graf Walrad von Nassau-Usingen diesen Teil des Usinger Landes. Auf der früheren Viehweide des ehemaligen Bauerndorfes an der alten Straße vom Rhein zur Wetterau stehen seit 1953 die Türme der Sendestelle Usingen. Als Zeichen vergangener Gerichtsherrlichkeit ist das um 1530 erbaute schöne Fachwerk-Rathaus in der Ortsmitte anzusehen.
Michelbach
Das kleine Michelbach am äußersten Nordrand des Usinger Beckens, nicht weit von der Quelle des namengebenden Baches, wird wie Eschbach 1280 zum ersten Male erwähnt. Im 15.Jahrhundert dürfte es verwüstet worden sein. Um 1700 entstand der Ort mit zwölf Ansiedlungsfamilien. Kirchlich gehört das ehemalige Dörfchen bis heute zu Eschbach und hatte wie dieses Anteil an der Hundstadter Waldmark, besaß aber einen eigenen Jägerhof. Die frühere Volksschule dient heute als Dorfgemeinschaftshaus.
Wernborn
Schon 1191 erscheint der Ort als 'Berenbrunne'. Er machte alle Veränderungen der Herrschaft Kransberg mit. Seinen Waldbesitz hatte er in der Mörler Mark. Wernborn gehörte kirchlich wie alle Dörfer dieses Bereiches ursprünglich zur Kirche in Holzburg, die als eine der ältesten in unserer Gegend anzusehen, aber heute längst verschwunden ist. Fast ein Jahrhundert lang wurde in Wernborn lutherisch gepredigt. Das aus Teilen der alten Holzkirche 1597 erbaute Gotteshaus wurde im vorigen Jahrhundert durch den jetzigen Bau ersetzt. Von 1724 bis in unsere Zeit hatte der große Usinger Stadtteil eine eigene Schule.
Wilhelmsdorf
1280 wird an der Stelle des heutigen Stadtteiles an der Limburger Straße der Ort 'Hunengesesse' erwähnt. Er dürfte im 15.Jahrhundert verschwunden sein. 1685 ließ dort Graf Walrad von Nassau-Usingen einen Jagdhof inmitten des großen Reviers anlegen. Fürst Wilhelm Heinrich, sein Sohn, siedelte 1707 zehn Familien in dem nach ihm benannten Dorf an der Laubachquelle an. Die Pfarrgemeinde gehört seitdem zur Kirche in Merzhausen. Nach dem zweiten Weltkrieg ist Wilhelmsdorf durch Heimatvertriebene stark gewachsen.