Der Lauterbacher Strolch
Ein wandernder Strumpfmachergeselle zog zu Fuß durch die Welt. Auf seiner Reise kam er nach Lauterbach, wo seit eh und je diese Zunft ansässig war. Er entschied sich, in dem schönen Vogelsberger Städtchen zu bleiben, nachdem er bei einer angesehenen Meisterin Aufnahme gefunden hatte. Die Meisterin fand den Gesellen sehr geschickt und auch attraktiv. Im Laufe des langen Winters kamen sie sich auch menschlich näher. Das gemütliche Zuhause, das die Meisterin für den Gesellen geschaffen hatte, gefiel ihm sehr und er fühlte sich immer wohler. Die Meisterin hoffte, dass der Geselle in der Stadt sesshaft werden würde, und alle Anzeichen deuteten darauf hin. Sie hoffte auf eine feste Bindung und konnte an nichts anderes mehr denken.
Sie beschäftigte sich so sehr damit, dass sie die Veränderung im Verhalten des Gesellen am Ende des Winters nicht bemerkte. Mit dem nahenden Frühling wurde der Geselle immer unruhiger. Als die Sonne höher stieg und die Vögel anfingen zu singen, konnte er nicht mehr bleiben. Seine Reiselust wurde so stark, dass er der Meisterin von einer Stunde zur anderen gestand, dass er wieder in die Ferne ziehen müsse. Dieses Geständnis überraschte und verärgerte die Meisterin sehr. Sie versuchte alles, um den jungen Mann zu behalten, aber vergeblich. Der Bursche packte seine Sachen und verließ die Handwerksfrau. Die Meisterin war darüber sehr verärgert und warf den Rest der Sachen des Gesellen grob durch die Tür hinterher. Als der Geselle am Stadtrand ankam, ordnete er seine Sachen und bemerkte, dass ein Strumpf fehlte. Er hatte ihn beim hastigen Aufbruch wohl verloren. Der Geselle zog wieder von Herberge zu Herberge mit nur einem Strumpf. Dies sollte ihn an die schöne Zeit bei der Meisterin in Lauterbach erinnern. Eines Tages traf er einen fahrenden Musikanten, dem er oft und viel von Lauterbach und seinen Erlebnissen erzählte. Der Musiker fand daran so viel Gefallen, dass er ein Lied daraus machte. Sie sangen es gemeinsam in vielen Herbergen, bis es schließlich zu einem Volkslied wurde.
Lauterbacher Strumpflied
1. In Lauterbach hab' ich mein' Strumpf verlor'n,
und ohne Strumpf geh' ich net haam,
da geh' ich gleich wieder nach Lauterbach hin
und hol mer mein' Strumpf an mei' Baa.
Refrain:
Schebbe Baa, schebbe Baa, schebbe Baa,
sind immer noch besser als kaa.
2. In Lauterbach hab’ ich mein Herz verlor’n,
und ohne Herz kann ich net leb’n.
So geh’ ich gleich wieder nach Lauterbach hin
und lass mir mein Herz wieder geb’n.
Refrain:
3. In Lauterbach hat mir’s gefalle, gefalle,
das Städtchen ist doch eine Zier.
Der Graben, die Porttrepp’, der Ankerturm,
am liebsten blieb’ ich immer hier.
Refrain: